1899 - 1999
Festschrift der Evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf aus Anlaß des 100. Jahrestages ihrer Gründung zum 1. Oktober 1899

 

Praktizierte Nächstenliebe in der Ökumenischen Sozialstation
von Adalbert Göttges


Am 29. August 1973 war es endlich so weit: Die "Ökumenische Sozialstation rechte Rheinseite" konnte ins Leben gerufen werden. In ihr hatten sich die Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf und die katholischen Gemeinden des Dekanates Koblenz III zusammengetan.

Lange Verhandlungen waren vorausgegangen. Ausgangspunkt war der Plan des damaligen Sozialministers von Rheinland-Pfalz, Heiner Geißler, das Gebiet unseres Bundeslandes flächendeckend mit Sozialstationen zu überziehen. Sie sollten die Aufgabe übernehmen, pflegebedürftigen Menschen möglichst lange in ihren Wohnungen und damit in ihrer vertrauten Umgebung eine fachgerechte Pflege angedeihen zu lassen.
Die Evangelische Kirchengemeinde und die katholischen Gemeinden auf der rechten Rheinseite waren der Überzeugung, dies solle möglichst gemeinsam, ohne konfessionelle Grenzen geschehen. Die Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen hatte sich in den Jahren vorher so gut entwickelt, daß durch diesen gemeinsamen Dienst der Nächstenliebe die Zusammengehörigkeit der Christen unterstrichen werden sollte. Alle bekannten sich zu Jesus Christus als dem, der ihrem Leben die Richtung weisen sollte. Das war wichtiger als alle Unterschiede. Dafür sollte die Ökumenische Sozialstation ein für die ganze Bevölkerung sichtbares Zeichen sein. Dem kam sehr entgegen, daß der Einzugsbereich der Evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf und der Einzugsbereich des Dekanates III - mit der Ausnahme von Urbar, das evangelischerseits zur Gemeinde Pfaffendorf gehört - deckungsgleich waren.

Die Zusammenarbeit hat sich glänzend bewährt. Das ist vor allem dem Team der Sozialstation und der jeweiligen Leitung zu verdanken.
Dabei wurde neben der fachlichen Pflege stets ein besonderes Augenmerk auf die menschliche Begleitung der Pflegebedürftigen gelegt.
Anfänglich waren es sechs Schwestern, die die Arbeit übernahmen. Wegen der zentralen Lage wurde der Asterstein als Ort der Station gewählt. Die Leitung lag in den Händen von Schwester Maria Gärtner, die diese Pionierarbeit bis 1976 ausübte. Ihr folgte bis 1979 Herr Peter Haas, der wesentlich zum Ausbau der Station beitrug. Anschließend übernahm dann bis 1995, also für 16 Jahre, Schwester Gabriele Lohner (zunächst, vor ihrer Heirat, Gabriele Hille) die Leitung. Durch ihre umsichtige, stetige Art hat sie der Station ihren heutigen verläßlichen Charakter gegeben. Das war nicht immer leicht, denn im Laufe der Jahre stieg die Zahl der zu betreuenden Menschen stetig - und mit ihnen die Zahl der Schwestern und Pfleger.
Zur Zeit werden knapp 190 Personen ständig von den Schwestern und Pflegern betreut. Inzwischen sind 13 Vollzeitkräfte, sechs Teilzeitkräfte sowie - vor allem an den Wochenenden - eine Reihe von Aushilfskräften in der Sozialstation beschäftigt. Seit 1999 wird auch ein Zivildienstleistender beschäftigt, und die Station bietet die Versorgung durch einen Mobilen Sozialen Dienst an. Seit 1995 liegt die Leitung in den Händen von Schwester Maria Gebauer.
Die Sozialstation hätte ihre Arbeit sicherlich nicht so gut durchführen können, wären nicht Frauen und Männer aus den Kirchengemeinden bereit gewesen, ehrenamtlich im Vorstand der Sozialstation ihre Fachkenntnisse einzubringen und so die Arbeit der Hauptamtlichen zu unterstützen. In besonderer Weise muß hier der erste Vorsitzende der Sozialstation, Herr Werner Dönges, erwähnt werden, der bis 1990 - also 17 Jahre lang - mit großem Einfühlungsvermögen und Weitblick sein Amt ausgeführt hat. Wahrscheinlich ist es nicht zuletzt seinem Geschick zu verdanken, daß sich die Zusammenarbeit zwischen den Kirchengemeinden so gut entwickelt hat. Ihm folgte Herr Hermann Marx, der die Arbeit seines Vorgängers seither mit großer Umsicht weiterführt. Die Geschäftsführung der Sozialstation liegt beim Gemeindeamt der Evangelischen Kirchengemeinde. So hat bis Ende 1983 Herr Waldemar Kalisch die Geschäftsführung verantwortet und seit 1984 Herr Werner Gutsche.
Mit der Zuweisung der Aufgaben eines ambulanten Hilfezentrums (AHZ) im Dezember 1996 und durch Anschluß einer Beratungs- und Koordinierungsstelle an die Sozialstation mußte die Sozialstation zum Gemeindezentrum Hoffnungskirche verlegt werden. Ansprechpartner in der Beratungs- und Koordinierungsstelle ist Herr Christof Wölk.
 

 

 

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